Schneller, höher, weiter, vernetzter: Trends in der Automobilindustrie
Bereits im Jahr 1997 gab es bei Toyota das Infotainment-System Monet. Mit ihm konnte der Fahrer E-Mails lesen und Webseiten aufrufen. Was damals noch als die Erfindung schlechthin galt, wird heute fast schon belächelt. Der Automobilmarkt ist ständig in Bewegung: Neue Akteure drängen auf den Markt, moderne Technologien treffen auf bewährte Fahrzeugtechnik und Kundenwünsche verändern sich. Was können wir vom Automarkt der Zukunft erwarten?
Mehr als ein Transportmittel
Das Auto ist neben seiner Funktion als Transportmittel ein Ausdruck von Individualität. Neue, junge Käufergruppen sind es gewohnt, jederzeit und überall auf Informationen zugreifen zu können. Daher verändern sich auch die Anforderungen an ihre Fortbewegungsmittel.
Die Vernetzung von Medien und Internet verändern das Auto grundlegend. Bald sprechen wir nicht mehr von einem Auto, sondern von einem Computer auf Rädern. The Telegraph ließ bereits verlauten, dass das Auto der Zukunft der mächtigste Computer aller Zeiten werden wird. Die Computerisierung von Fahrzeugen wird also die Definition des Begriffs „Auto“ maßgeblich verändern. Je stärker die Integration hochentwickelter Technologien in Fahrzeuge ist, desto mehr Chancen für Hard- und Software gibt es – bis bin zu künstlicher Intelligenz. Apples Siri spricht bereits mit Fahrern, schlägt Ziele und Routen vor. Warum also nicht eine Weiterentwicklung, die uns selbständig zum Ziel bringt? Und welche Rolle werden traditionelle Automobilhersteller angesichts des neuen Verständnisses von Mobilität einnehmen? Um nicht ins Abseits zu gelangen, müssen OEMs ihre Wertschöpfungskonzepte auf den Prüfstand stellen und sämtliche Prozesse von Grund auf ändern. Automobilhersteller, die sich weiterhin nur auf das Entwickeln und Produzieren von Fahrzeugen konzentrieren, laufen Gefahr, ihre Pole Position in der Branche zu verlieren.
Autonomes Fahren
Schon 1958 war sich das US-Magazin Popular Science sicher: Roboter übernehmen langsam aber sicher den Job des Autofahrers. Ein halbes Jahrzehnt später beschäftigt die Automobilbranche immer noch das gleiche Thema. Die ultimative Vision für das intelligente Fahrzeug ist das autonome Auto. Es analysiert eigenständig den Verkehr und manövriert, ohne die Notwendigkeit des Eingriffs seitens des Fahrers. Es werden große Datenmengen von Sensoren, Radaren, Navigationssystemen, Kameras und Scannern zusammengeführt, damit das Auto genau „sieht“, was passiert und dementsprechend agieren kann. Auf der letztjährigen IAA hat Google angekündigt, dass sein selbstfahrendes Auto ohne Pedale und Lenkrad auskommen wird – und in vier Jahren marktreif sein soll. Bis dahin muss der Schwerpunkt der Forschung ganz klar auf Sicherheit liegen. Nur wenn autonome Autos lernen, alle Daten korrekt auszuwerten, können sie Unfälle selbstständig vermeiden und sind für den Markt geeignet. Ein schrittweiser Übergang, der auf bestehenden Technologien wie Cruise Control, Bremsassistenten und Einparkhilfen aufbaut, muss erfolgen.
Elektromobilität
Angesichts des Klimawandels sowie endlicher Ressourcen muss Mobilität darüber hinaus klima- und umweltfreundlicher werden. Neue Technologien, vor allem neue Antriebsarten, sind vielversprechende Lösungsansätze. Die Bundesregierung hat sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Deutschland soll Leitmarkt und Leitanbieter für Elektromobilität werden. Bis 2020 sollen eine Million E-Fahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs sein. Noch allerdings ist das Ziel nicht einmal ansatzweise erfüllt. Immerhin ist die Anzahl der Elektroautos in Deutschland seit 2006 kontinuierlich gestiegen. Frost & Sullivan prognostiziert zehn Millionen Elektroautos weltweit im Jahr 2020 – dieses Jahr wurden lediglich 480.000 vorhergesagt. Zudem behaupten Experten, dass in den nächsten drei Jahren reine Elektroautos günstiger sein können als ähnliche Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Um E-Cars am Markt erfolgreich zu machen, ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur nötig, ebenso wie eine größere Reichweite der Autos. Niedrigere Kaufpreise helfen ebenfalls, das Elektroauto attraktiver zu machen. Vor allem in Ländern, die sich Umwelt- und Klimaschutzzielen verpflichtet haben, wird Elektromobilität in Zukunft einen Schwerpunkt darstellen.
Neue Märkte gewinnen an Bedeutung
In der Automobilproduktion hat eine Verschiebung vom bisher dominanten Europa nach China stattgefunden. China mischt den Automobilmarkt gewaltig auf und ist inzwischen zum weltweit größten Automobilmarkt aufgestiegen. 2005 wurden im Reich der Mitte etwas über fünf Millionen Fahrzeuge produziert – 2014 waren es knapp 25 Millionen. Die Society of Automotive Engineers (SAE) und Volkswagen China rechnen derzeit damit, dass die Zahl der verkauften Autos pro Jahr auf über 35 Millionen bis 2030 steigt. China wird in Zukunft das Entwicklungszentrum der Automobilindustrie sein. Weitere Zukunftsmärkte sind Indonesien, Thailand, Brasilien und Indien. Was europäische Automobilhersteller tun müssen: sich rechtzeitig in diesen aufkommenden Märkten etablieren und langfristig investieren.
2015 war eins der aufregendsten Jahre aller Zeiten für den Automobilmarkt. Ohne Zweifel wird das Jahr 2016 mindestens genauso ereignisreich werden. Die oben genannten Trends werden den Markt weiterhin vorantreiben – wer weiß, was als nächstes kommt?
Monika Sadowska
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